Klassik-Vielfalt mit großen Namen
Vorschau auf die 65. Konzertsaison 2025/26
Von Klaus Roß
Lucas & Arthur Jussen, Albrecht Mayer, Pablo Ferrández, Anu Tali, Francois Leleux, Konstantin Krimmel: An Klassik-Prominenz herrscht bei den Kunstfreunden Wiesloch auch in ihrer 65. Saison wahrlich kein Mangel. Orchester- und Kammermusik (inklusive Lied) sind erneut ebenbürtig vertreten – das Markenzeichen dieser Konzertreihe. Die meisten Solisten und Ensembles werden sogar erstmals im Palatin-Staufersaal gastieren.
Zum Spielzeitauftakt am 10. Oktober servieren Lucas & Arthur Jussen eine ebenso seltene wie effektvolle Kombination aus Werken für vierhändiges Klavier (Mozarts C-Dur-Sonate KV 521, Debussys „Six épigraphes antiques“) und Stücken für zwei Klaviere (Schumanns Variationen-Andante op. 46, Rachmaninows Suite op. 17 plus der von ihnen uraufgeführte Widmann-Zyklus „Bunte Blätter“). Oboist Albrecht Mayer, Fagottist Theo Plath und Pianist Fabian Müller folgen am 25. Oktober mit einem feinen französischen Spezialitätenprogramm: Neben originalen Trio-Kompositionen von Francaix und Poulenc erklingen unter anderem zwei wunderbare späte Duo-Sonaten von Saint-Saens. Das SWR-Symphonieorchester hat am 7. November vier Sätze aus Beethovens „Egmont“-Musik op. 84, Schostakowitschs neunte Sinfonie op. 70 und Dvoráks Cellokonzert op. 104 im Gepäck. Dirigent ist der junge Italiener Nicoló Foron, Solist der populäre Spanier Pablo Ferrández.
Ein weiteres hochkarätiges Solistengespann kommt am 21. Dezember: Daishin Kashimoto (Berliner Philharmoniker-Konzertmeister), Claudio Bohórquez (Violoncello) und Eric Le Sage (Klavier) widmen sich Toru Takemitsus Meditationsstück „Between Tides“ (1993), Ravels singulärem a-moll-Trio und Schuberts ebenso unvergleichlichem Es-Dur-Spätwerk D 929. Unter Leitung der estnischen Dirigentin Anu Tali bietet das Bundesjugendorchester am 12. Januar 2026 neben der Sibelius-Rarität „Pohjolas Tochter“ op. 49 und Strawinskys „Feuervogel“-Suite (1945) Mendelssohns wenig bekannte „Athalia“-Ouvertüre op. 74 und dessen umso beliebteres Violinkonzert op. 64. Den Solopart übernimmt der renommierte junge Geiger Stephen Waarts. Sehr gespannt sein darf man auf das am 25. Januar gastierende Poiesis Quartet aus Cincinnati, das gerade beim traditionsreichen Quartettwettbewerb im kanadischen Banff einen triumphalen 1. Preis errungen hat. Programmatisch wie optisch wird dieses erste offen queere Streichquartett der Szene sicher besondere Akzente setzen.
Keith Jarretts streicherbegleitetes Oboen-Adagio und Haydns 96. Sinfonie „The Miracle“ beschließen am 15. Februar den ersten Wieslocher Auftritt der vom Oboisten Francois Leleux angeführten Kammerakademie Potsdam. Zuvor erklingen Martinus spritzige Sinfonietta „La Jolla“ (1950) und Bachs d-moll-Konzert BWV 1052 mit dem unkonventionellen Klaviersolisten Giorgi Gigashvili: Der georgische Mittzwanziger ist heuer sowohl „BBC New Generation Artist“ als auch „ECHO Rising Star“. Leckerbissen für Liedfans verheißen am 15. März der Ausnahme-Bariton Konstantin Krimmel und sein Klavierpartner Ammiel Bushakevitz mit einem erlesenen Romantik-Programm, das neben bekannten Werken von Schumann und Brahms ausdrucksstarke rumänische Lieder des Brahms-Freundes Eusebius Mandyczewski und den besonders entdeckenswerten Zyklus „Songs of Travel“ des Engländers Ralph Vaughan Williams enthält. Zum Saisonfinale am 12. April folgt wieder ein Palatin-Debüt: Das erfolgreiche junge Goldmund-Quartett aus München präsentiert neben Gattungshits von Haydn („The Joke“ op. 33/2) und Schubert („Der Tod und das Mädchen“ D 810) als herausragendes Fundstück das 1951 entstandene vierte Streichquartett der großen polnischen Komponistin Grazyna Bacewicz.