Freitag | 07.11.2025 | 19.30 Uhr
€45 | 39 | 29
SWR Symphonieorchester
Pablo Ferrández Violoncello
Nicolò Foron
Leitung
ÜBER DIE KÜNSTLER
Dieses Konzert vereint drei Meisterwerke, die in ihrer Ausdruckskraft kaum unterschiedlicher sein könnten – und doch alle von Freiheit, Leidenschaft und Ironie erzählen. Ein Abend voller Energie, Gefühl und musikalischer Erzählkunst erwartet das Publikum, wenn das SWR Symphonieorchester unter der Leitung des jungen, aber schon vielfach preisgekrönten Dirigenten Nicolò Foron (Jahrgang 1998) Werke von Beethoven, Dvořák und Schostakowitsch zum Leben erweckt. Als Solist wird der spanische Cellist Pablo Ferrández zu erleben sein – ein Musiker, dessen leidenschaftliche Interpretationen und technische Brillanz sowohl als Solist wie auch als Kammermusikpartner weltweit geschätzt werden.
Beethovens Schauspielmusik zu „Egmont“ entfacht gleich zu Beginn ein Feuerwerk aus dramatischer Spannung und idealistischem Pathos. Danach entführt Pablo Ferrández mit Dvořáks Cellokonzert in eine Welt voll Wärme, Sehnsucht und farbenreicher Klangpoesie. Als krönender Abschluss steht Dmitri Schostakowitschs 9. Sinfonie op. 70 auf dem Programm – ein Werk voller Gegensätze: heitere Fassade, groteske Brüche, klanglicher Witz und tragische Zwischentöne.
REZENSION
Farbenfrohe Klangkultur
Abo-Konzert mit dem SWR-Orchester in Wiesloch
Von Simon Scherer | Rhein-Neckar-Zeitung vom 12.11.2025
Nachdem die beiden ersten Abo-Konzerte der Kammermusik gehört hatten, präsentierten die Wieslocher Kunstfreunde diesmal ihr erstes Sinfoniekonzert der Saison. Und das gleich mit einem Höhepunkt – sowohl in der Besetzung als auch in seiner fantastischen Programm-Kombination. Antonín Dvoráks traumhaftes Cellokonzert wurde von zwei bedeutungsschweren Werken umrahmt: Ludwig van Beethovens Schauspielmusik zu Goethes „Egmont“ und Dmitri Schostakowitschs neunter Sinfonie.
Dirigent Nicolò Umberto Foron wählte einen majestätischen und dramatisierenden Klang für Beethoven, für den er sich viel Zeit nahm – teilweise zu viel, ein paar Zuspitzungen im Tempo hätten gutgetan. Dafür erreichte Foron maximale Intensität, wenn er mit dezidiertem Biss die Partitur bis auf den Grund durchbohrte. Eine Spezialität waren seine harschen Gegensätze, denn die Zwischenmomente gestaltete er extrem sanft und sensibel aus. Das SWR-Orchester setzte sein Konzept zuverlässig präzise um und offerierte eine herrlich farbenfrohe Klangkultur, die sich nicht nur im Blechapparat zeigte, der sich bestens auf die Akustik im Staufersaal eingestellt hatte.
Während sonst bei Beethovens „Egmont“ nur die Ouvertüre auf dem Programm steht, erklangen hier auch die vier Zwischenakte und die abschließende Siegessinfonie. Beethovens Ausflüge in die Romantik waren dort eindrücklich mitzuerleben. Diese Version war definitiv eine Bereicherung, auch wenn sie zusammen mit Dvorák den zeitlichen Rahmen einer Konzerthälfte sprengte (eineinhalb Stunden). Schließlich ist Dvoráks h-Moll-Konzert ein Mammutwerk, das Pablo Ferrández genauso musizierte, wie man es hören will: Mit reißerischer Leidenschaft und feurigem Temperament fegte er über die Saiten, er war zu tiefen Empfindungen fähig und legte seine Gefühlswelt offen.
Das sah im Orchester nicht anders aus. Seine Begeisterung für Dvoráks Geniestreich war nicht zu überhören. Da wurde ausgelassen geschmachtet und geschmettert. Noch mehr Schwärmereien bot das Adagio, bei dessen melancholischen Träumereien Solist und Orchester als großes Kollektiv dahinschmolzen – flankiert von magischen Holz-Soli. Fürs Finale wechselte Ferrández wieder ins herrschaftliche Auftreten. Auch hier hätte Foron etwas zügiger und schmissiger dirigieren können. Überragend war am Ende der lange Entwicklungsbogen für den Rückzug ins Innere. Eigentlich hätte es danach keine Zugabe gebraucht, zumal Pablo Casals „Gesang der Vögel“ sehr ausladend interpretiert wurde.
Schostakowitschs neunte Sinfonie beginnt beschwingt und gelöst. Der regimeskeptische Komponist sollte eigentlich eine Huldigung an den sowjetischen Staat schreiben, lieferte aber nur vordergründig eine Siegesfeier. Doppelbödigkeit und trügerischer Schein wurden vom Orchester hervorragend herausgearbeitet. Im Pendeln zwischen konträren musikalischen Stimmungen ging alles unmerklich ineinander über. Jeder Musiker arbeitete mit unglaublichem Fingerspitzengefühl. Da hat das Palatin wieder einmal hohe Orchesterkunst erlebt.
PROGRAMM
Ludwig van Beethoven
Ouvertüre, Zwischenaktmusiken und Siegessinfonie aus der Schauspielmusik zu "Egmont" op. 84
Antonin Dvorák
Cellokonzert h-Moll op. 104
Dmitri Schostakowitsch
Sinfonie Nr. 9 Es-Dur op. 70
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ÜBER DIE KÜNSTLER
Dieses Konzert vereint drei Meisterwerke, die in ihrer Ausdruckskraft kaum unterschiedlicher sein könnten – und doch alle von Freiheit, Leidenschaft und Ironie erzählen. Ein Abend voller Energie, Gefühl und musikalischer Erzählkunst erwartet das Publikum, wenn das SWR Symphonieorchester unter der Leitung des jungen, aber schon vielfach preisgekrönten Dirigenten Nicolò Foron (Jahrgang 1998) Werke von Beethoven, Dvořák und Schostakowitsch zum Leben erweckt. Als Solist wird der spanische Cellist Pablo Ferrández zu erleben sein – ein Musiker, dessen leidenschaftliche Interpretationen und technische Brillanz sowohl als Solist wie auch als Kammermusikpartner weltweit geschätzt werden.
Beethovens Schauspielmusik zu „Egmont“ entfacht gleich zu Beginn ein Feuerwerk aus dramatischer Spannung und idealistischem Pathos. Danach entführt Pablo Ferrández mit Dvořáks Cellokonzert in eine Welt voll Wärme, Sehnsucht und farbenreicher Klangpoesie. Als krönender Abschluss steht Dmitri Schostakowitschs 9. Sinfonie op. 70 auf dem Programm – ein Werk voller Gegensätze: heitere Fassade, groteske Brüche, klanglicher Witz und tragische Zwischentöne.
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REZENSION
Farbenfrohe Klangkultur
Abo-Konzert mit dem SWR-Orchester in Wiesloch
Von Simon Scherer | Rhein-Neckar-Zeitung vom 12.11.2025
Nachdem die beiden ersten Abo-Konzerte der Kammermusik gehört hatten, präsentierten die Wieslocher Kunstfreunde diesmal ihr erstes Sinfoniekonzert der Saison. Und das gleich mit einem Höhepunkt – sowohl in der Besetzung als auch in seiner fantastischen Programm-Kombination. Antonín Dvoráks traumhaftes Cellokonzert wurde von zwei bedeutungsschweren Werken umrahmt: Ludwig van Beethovens Schauspielmusik zu Goethes „Egmont“ und Dmitri Schostakowitschs neunter Sinfonie.
Dirigent Nicolò Umberto Foron wählte einen majestätischen und dramatisierenden Klang für Beethoven, für den er sich viel Zeit nahm – teilweise zu viel, ein paar Zuspitzungen im Tempo hätten gutgetan. Dafür erreichte Foron maximale Intensität, wenn er mit dezidiertem Biss die Partitur bis auf den Grund durchbohrte. Eine Spezialität waren seine harschen Gegensätze, denn die Zwischenmomente gestaltete er extrem sanft und sensibel aus. Das SWR-Orchester setzte sein Konzept zuverlässig präzise um und offerierte eine herrlich farbenfrohe Klangkultur, die sich nicht nur im Blechapparat zeigte, der sich bestens auf die Akustik im Staufersaal eingestellt hatte.
Während sonst bei Beethovens „Egmont“ nur die Ouvertüre auf dem Programm steht, erklangen hier auch die vier Zwischenakte und die abschließende Siegessinfonie. Beethovens Ausflüge in die Romantik waren dort eindrücklich mitzuerleben. Diese Version war definitiv eine Bereicherung, auch wenn sie zusammen mit Dvorák den zeitlichen Rahmen einer Konzerthälfte sprengte (eineinhalb Stunden). Schließlich ist Dvoráks h-Moll-Konzert ein Mammutwerk, das Pablo Ferrández genauso musizierte, wie man es hören will: Mit reißerischer Leidenschaft und feurigem Temperament fegte er über die Saiten, er war zu tiefen Empfindungen fähig und legte seine Gefühlswelt offen.
Das sah im Orchester nicht anders aus. Seine Begeisterung für Dvoráks Geniestreich war nicht zu überhören. Da wurde ausgelassen geschmachtet und geschmettert. Noch mehr Schwärmereien bot das Adagio, bei dessen melancholischen Träumereien Solist und Orchester als großes Kollektiv dahinschmolzen – flankiert von magischen Holz-Soli. Fürs Finale wechselte Ferrández wieder ins herrschaftliche Auftreten. Auch hier hätte Foron etwas zügiger und schmissiger dirigieren können. Überragend war am Ende der lange Entwicklungsbogen für den Rückzug ins Innere. Eigentlich hätte es danach keine Zugabe gebraucht, zumal Pablo Casals „Gesang der Vögel“ sehr ausladend interpretiert wurde.
Schostakowitschs neunte Sinfonie beginnt beschwingt und gelöst. Der regimeskeptische Komponist sollte eigentlich eine Huldigung an den sowjetischen Staat schreiben, lieferte aber nur vordergründig eine Siegesfeier. Doppelbödigkeit und trügerischer Schein wurden vom Orchester hervorragend herausgearbeitet. Im Pendeln zwischen konträren musikalischen Stimmungen ging alles unmerklich ineinander über. Jeder Musiker arbeitete mit unglaublichem Fingerspitzengefühl. Da hat das Palatin wieder einmal hohe Orchesterkunst erlebt.
